17 February – 8 April 2001  /  Kunsthalle Palazzo, Liesthal

New Existence
Das Fotomuseum Winterthur zu Gast in der Kunsthalle Palazzo
Curators: Pietro Mattioli & Urs Stahel

<p>Lisa May Post</p>

Lisa May Post

<p>Takashi Homma</p>

Takashi Homma

<p>Vanessa Beecroft</p>

Vanessa Beecroft

<p>Anthony Hernandez</p>

Anthony Hernandez

New Existence: Für die Ausstellung in der Kunsthalle Palazzo haben Pietro Mattioli und Urs Stahel KünstlerInnen ausgewählt, die zusammen einige zentrale Punkte heutiger Existenz formulieren: Takashi Homma, Thomas Flechtner, Lewis Baltz oder Anthony Hernandez visualisieren äussere Bedingungen: eine Form von zentrumsloser Urbanität, in der Belanglosigkeit, Funktionieren, Bedeutungslosigkeit einen prekären Rahmen abgeben. Die Stadt als Stop and Go. Die Arbeiten von Paul Graham, Lisa May Post, George Tony Stoll, Nan Goldin und Vanessa Beecroft formulieren heutige Existenz von innen her, als Selbsterkundung, als Selbstauflösung, als Selbstverlust. Gilles Peress Arbeiten schliesslich machen darauf aufmerksam, dass es bei aller posthistorischen Beliebigkeit, nonchalance immer noch um Macht geht: in jeder Gesellschaft.

Das Fotomuseum Winterthur widmet sich beiden «Einsatzgebieten» der Fotografie: der Fotografie als Kunst, als künstlerisches Ausdrucksmittel, als Vision eines Autors, einer Autorin; und der Fotografie als begleitendes, gestaltendes und erzeugendes Dokument von gesellschaftlichen, kulturellen und zivilisatorischen Realitäten. Das Spannungsfeld von künstlerischer Fotografie und von Gebrauchsfotografie, dieser inhaltliche cross over von freikünstlerischen Arbeiten und von gesellschaftlich-kulturell geprägten Aufträgen, erzeugt eine fruchtbare Wechselwirkung.

Gerade in diesem Spannungsfeld - mal ist es eine Kunsthalle, mal ein kulturhistorischer, soziologischer Ort, mal ein klassisches Fotomuseum - sieht das Fotomuseum Winterthur sein Profil. Ein Ort und wechselnde Kategorien: Diese Konzeption öffnet das Museum fruchtbar, lässt es zum Ort der Auseinandersetzung werden. Die Sicht ist dabei immer zeitgenössisch: Es werden zeitgenössische Fotografien und zeitgenössische Themen untersucht und präsentiert - und historische Themen aus heutiger Sicht angegangen.

Entsprechend der Konzeption der Ausstellungen sammelt das Museum auch, wenn auch in kleinen Schritten. Dennoch ist bereits eine respektable Sammlung zeitgenössischer internationaler Fotografien entstanden, teils dank Schenkungen, dank Dauerleihgaben, teils auch durch Ankäufe. Das aktive Sammeln soll einerseits Chronik des Ausstellungswesens sein und sich andererseits um wichtige KünstlerInnen und FotografInnen und wesentliche Werkgruppen seit den sechziger Jahren konzentrieren. Diese Beschränkung auf das «Zeitgenössische» hat pragmatische und inhaltliche Gründe. Ein ausgetrockneter und überteuerter Fotomarkt, was die Werke der zwanziger und dreissiger Jahre betrifft, die Konzentration auf eine zeitgenössische Sicht im Ausstellungsprogramm und der Wunsch, in die Tiefe zu sammeln, sich also für Künstler und ihre Haltungen zu entscheiden, liessen es sinnvoll erscheinen, eine zeitgenössische Sammlung aufzubauen. Sie soll in Zukunft hoffentlich durch ihre dichten Werkgruppen bestechen. Die Konzentration auf den Zeitraum seit den sechziger Jahren ist bestimmt durch den damals beginnenden grossen Wandel im Verständnis und in der Produktion der Fotografie.